Gerade beim Ablichten von Straßenbahnen haben es Fotografen besonders schwer, die Garnitur im Zentrum des Bildes unterzubringen, ohne dass sich dabei nicht auch vorbeifahrende Autos, Passanten, Gebäudekanten, Szenen im Hintergrund und ähnliches störend bemerkbar machen. Aus der Not kann man eine Tugend machen - manche behaupten sogar, man sollte das!
Die Aufnahme von der Linie 37 in Wien rückt die Brücke im Hintergrund ins (ums) "Zentrum" des Fotos und damit das offensichtliche Hauptmotiv an den Rand. Aber auch wenn man nicht unbedingt gezwungen ist, das Wesentliche außermittig zu positionieren, kann das durchaus reizvoll sein - manchmal rückt dabei ein eigentlich unscheinbares Detail in die Mitte - wie ein Liniensignal plus Stromabnehmer.
Die Aufnahme zeigt zwei Triebwagengarnituren der ehemaligen Wiener Linie 65, eine Strecke, die nun von der Linie 1 bedient wird. Scheinbare oder echte Überholungen eignen sich ebenso, die Bildmitte frei zu halten. Zusätzlich kann man dabei (Farb-)Kontraste ins Spiel bringen, die ein Zug/Objekt selten bietet. Gerade wenn Gebäude im Hintergrund zu sehen sind, sollten die Fahrzeuge auch deutlich unterhalb der Bildmitte positioniert werden.
Am Foto oberhalb wird die Wiener Ringtram von einem Bus der Linie 1A passiert. Haltestellenszenen sind weitere Klassiker, die besonders gut durch Miteinbeziehung des Gegengleises inklusive Drumherum zur Geltung kommen.
Am Foto ist ein Zug der Linie 65 Richtung Stefan Fadinger Platz unterwegs. Schließlich gibt es auch noch komplexere Arrangements, wo man mehrere Objekte um die Bildmitte verteilt - hier ist auf evetuelle Überladung zu achten.
Die Aufnahme zeigt die Linie J beim Queren des Wiener Gürtels bei der U6-Station Josefstädter Straße - dahinter einen Zug der Linie 33.
Zusammenfassung: - Außermittige Aufnahmen sind meistens lebendiger als Bilder, in denen das Hauptmotiv nahe der Mitte oder in den Goldenen-Schnitt-Punkten platziert wurde. - Natürlich ist dazu oft ein zweites interessantes Objekt nötig oder ein erkennbarer Fluchtpunkt. - Leichtes Tele ist meist günstiger als mittlerer Weitwinkel, denn dabei treten unterschiedliche Objekt-Entfernungen besser zu Tage, indem man Motive besser isolieren kann. - Beim Verschieben des Hauptobjekts aus der Mitte des Fotos drängen sich ansonsten störende oder auch unauffällige Objekte auf, anstatt des Hauptmotivs in die Mitte zu kommen - in diesem Fall, sollte man dieses Detail aber sehr genau zentrieren, um eine Bildharmonie zu erzielen. - Anders als bei Typenportraits ist eine etwas größere Entfernung des Fahrzeugs vom Betrachter nicht zu vermeiden / sinnvoll - um auch Platz für das zweite Bildelement zum Spannungsaufbau zu haben. - Aufnahmen, wo man die Bildmitte freizuhalten versucht, führen auch dazu, dass man eher nur die Front von Zügen/Garnituren gut erkennen kann. Dadurch ergibt sich aber mehr Platz für schöne Hintergurndelemente, die beim klassischen Typenfoto meist nur hinter den Fahrzeugen hervorlugen und dabei oft unschön "angeschnitten" werden müssen. - Eines ist besonders zu beachten: Bei Bildern, wo mindestens zwei Objekte um Aufmerksamkeit konkurrieren, wird natürlich eine dokumentarische Absicht des Fotografen unterlaufen - geht es darum, etwa jeden Zug, jede Lok in einer Typen-Sammlung parat zu haben. Man sollte sich daher besser vor jedem Foto für die explizite Typendarstellung oder die "komponierte" Alltags-Szene entscheiden. Beim Durchschnittsbetrachter aber werden außermittig-orientiere Aufnahmen fast immer besser abschneiden. Viel Freude beim Experimentieren!
Galerie-Bilder von WL E1 4518:
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E1 4867, Ringtram, Wien Stubenri | Wagen der Linie 21 (Schwedenplat | Der E2 4044 beim Verlassen der H | LH 6431 vor Wagen der Linie 1 am | ULF 718, Linie D beim Halt vor d | E2 4035 + c5 1435 "Euro 2008", L | E2 4313 + c5 1513 "One Hui", Lin | EW 6600 "Israel", Wien Karlsplat | VRT E1 4867 + E1 4866 + B 606, W | Wagen 72 (Type Ulf A1), Linie 58 | ULF 58 unterwegs mit dem J-Wagen | ULF-B 616, Porzellangasse in Wie | |