In drei Städten Dänemarks gab es einst Straßenbahnetze, heute existiert kein einziges mehr. Als erster Betrieb wurde jener von Odense bereits 1952 eingestellt. Knapp 20 Jahre später folgte 1971 das kleine meterspurige Netz von Århus. Schließlich fuhr am 22. April 1972 der letzte Zug der Linie 5 in Kopenhagen und damit die letzte Straßenbahn Dänemarks überhaupt.
Sechs Jahre vergingen, bis im Mai 1978 in der idyllischen Hügellandschaft 65 km südwestlich von Kopenhagen das privat geführte und von Freiwilligen betreute Sporvejsmuseet Skjoldenæsholm (Straßenbahnmuseum Skjoldenæsholm) öffnete. Die Fahrzeugsammlung umfaßt mittlerweile fast 100 Straßenbahnwagen, aber auch Trolley- und historische Autobusse. Ein beträchtlicher Teil davon kann aus Platzgründen nicht an Ort und Stelle untergebracht werden und ist an verschiedenen Orten hinterstellt. Die Exponate stammen natürlich zur Hauptsache aus den drei ehemaligen Betrieben des Landes, es sind aber auch Wagen aus Belgien, Deutschland, Norwegen, Schweden, der Schweiz und Australien vorhanden. Selbst eine grobe Zusammenfassung des Bestandes würde den Rahmen dieses Reiseberichtes sprengen, Interessenten seien auf den Weblink am Ende des Textes hingewiesen.
Die Gleisanlage in Normalspur führt vom eigentlichen Museumsgelände über rund 1,8 km in einem leichten Einschnitt durch Wiesen und Wälder. An beiden Enden befinden sich Gleisschleifen, sodaß Beiwagenbetrieb möglich ist. Auf der wesentlich kürzeren Meterspursektion werden die Besucher vom Kfz-Parkplatz zum Ausstellungsgelände gebracht. Ähnlich dem Museum am Schönberger Strand bei Kiel ist die Fahrleitungsanlage für kombinierten Betrieb mit Rollen- bzw. Stangen- und herkömmlichen Stromabnehmern ausgelegt. Näheres dazu bei den Bildbeschreibungen. Die gezeigten Fotos entstanden beim diesjährigen "Traffic - Weekend" am 31. Juli und 1. August mit 5-Minuten-Intervall auf der Hauptstrecke und häufig wechselndem Wagenauslauf.
Wagen 1 der ehemaligen Meterspur-Straßenbahn Århus (gebaut 1945 durch Københavns Sporveje) wendet auf dem Ausstellungsgelände zur Rückfahrt zum Parkplatz.
Sehr beliebt bei den Besuchern ist die Mitfahrt im ersten Stock des Kopenhagener Wagens 22 (gebaut 1900 durch F.C. Schultz), hier mit dem offenen Beiwagen 389 (Scandia 1909) auf der Überlandstrecke. Sie ist zum Teil zweigleisig angelegt und verfügt über einige Haltestellen. Im eingleisigen Teil befindet sich eine Ausweiche. Die Zugfahrten werden durch eine selbst konstruierte Signalanlage gesichert. Mit der Betriebsnummer 50 befindet sich ein weiterer Doppelstockwagen aus Kopenhagen mit Baujahr 1915 in der Sammlung. Dessen Oberdeck ist als Besonderheit nur zur Hälfte überdacht. Leider war dieses Fahrzeug zum Besuchszeitpunkt nicht einsatzfähig. In Kopenhagen waren bis zur Einstellung Rollenstromabnehmer üblich. Der Sockel der Stange des Wagens 50 befindet sich samt Drehgelenk auf Augenhöhe, alle erreichbaren Teile sind selbstverständlich isoliert. Aus Sicherheitsgründen sind stehende Fahrgäste in offenen Bereich nicht gestattet. Ein Foto ist auf der Homepage des Museums unter "Museum Fleet (Standard Gauge)" zu finden.
Die Kopenhagener Garnitur 575 + 1578 (Bj. 1938 bzw. 1941, Eigenbau Københavns Sporveje) hat in der Anfangshaltestelle Aufstellung genommen. Sie ist authentisch als Touristentramway besteckt. Diese Fahrzeugtype zeichnet sich durch extrem weiches Laufverhalten und gute Beschleunigung aus.
DÜWAG-Wagen 2412 der Rheinischen Bahngesellschaft AG Düsseldorf (museumsintern auf deutsch übersetzt als Christkindlstraßenbahn tituliert...). Mehrere gleichartige Wagen wurden Kopenhagen 1957 - 58 für Probezwecke zur Verfügung gestellt, worauf der Betrieb ab 1960 100 Stück dieser Sechsachser beschaffte. Nach der Einstellung wurden sie in großem Stil nach Alexandria in Ägypten verkauft. Zwei davon holte das Museum 2001 zurück, die Aufarbeitung eines Fahrzeuges in der ursprünglichen Kopenhagener Ausführung ist im Gange. Die erste Haltestelle nach dem Ausstellungsgeläde ist von einem Golfplatz umgeben und bietet nicht zuletzt durch den künstlich angelegten Teich im Vordergrund gute Fotomöglichkeiten. Das Betreten des Golfgeländes wird durch den Betreiber jedoch nur geduldet und erfolgt wegen der Gefahr durch fliegende Golfbälle auf eigenes Risiko.
Der mit einer Länge von 8,15 m äußerst handliche Wagen 12 aus Odense (gebaut 1913 durch ASEA), wo herkömmliche Lyrabügel verwendet wurden.
Auf dem vorigen Foto im Hintergrund, hier in voller Ansicht am oben erwähnten Fotoplatz: Der ganze Stolz des Museums ist der Wagen der Type SW6, Nr. 965 des Melbourne & Metropolitan Tramways Board (gebaut 1950). Er wurde dem dänischen Kronprinzenpaar im Jahre 2005 zum Geschenk gemacht. Prinzessin Mary arbeitete von 1996 bis 2002 in der australischen Stadt. Im Rahmen einer entsprechenden Zeremonie nahm das Paar das ausgefallene Geschenk am 23. Mai 2006 im Museumsgelände persönlich entgegen. In Melbourne wird - analog den Gepflogenheiten in den USA - das System des Stangenstromabnehmers verwendet.
Wagen 3657 der HHA (Hamburger Hochbahn AG, betrieb auch die 1978 eingestellte Straßenbahn, Falkenried 1952). Er ist naturgemäß bei Besuchern aus Deutschland sehr beliebt und wird in Skjoldenæsholm unter anderem von einem deutschen Straßenbahnfreund betreut. Sein fein abgestufter Nockenfahrschalter gestattet zügige Fahrweise mit gutem Beschleunigungs- und Bremsverhalten. Das Argument, die Straßenbahn sei in Hamburg ein Verkehrshindernis gewesen, ist daher in keinster Weise nachvollziehbar.
Weblink:Straßenbahnmuseum Skjoldenæsholm
Fotos und Text: mosw Verwandte Artikel | nächster | voriger 17.06.10 Wiener Werbewagen im Mai/Juni 11.11.10 "Wienerische" Neuigkeiten aus Krakau 26.10.10 Einsätze von Tatra-Dreifachtraktionen in Dresden
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